Der im Stil der Neorenaissance aufwendig durchgestalteter, zweigeschossiger Villenbau verlor im zweiten Weltkrieg sein großzügiges Mansardendach und wurde lediglich im Nachkreigsbestand mit einem Notdach bewohnbar gehalten. Dabei wurden die durch Sandstein gegliederten Kreuzstockfenster zu Gunsten großer Stulpfenster aufgegeben sowie Teile des ehemaligen Obergeschosses als Dachterrasse umfunktioniert. Irgendwie ganz pfiffig, doch wenig sinnvoll für die Entwicklung der Immobilie. Nach langem Ringen mit den Behörden wurde eine Aufstockung um ein Geschoss mit ergänzendem, großzügigen Mansarddach genehmigt. Natürlich unterscheidet sich die Aufstockung maßgeblich von den übrigen Geschossen; in erster Linie aufgrund der fehlenden, für den Altbau sonst so typisch gigantischen Raumhöhe. Mit nur 2,45 Metern zeigt sich die Aufstockung im 2. Obergeschoss ganz anders und überzeugt in erster Linie durch raumhohe Verglasungen und einen Fernblick über Hanaus Dächer bis in den Taunus. Die Französischen Balkone bringen viel Licht in den Grundriss und schaffen den Proportionsschluss mit den darunterliegenden, ehemaligen Kreuzstockfenstern. Der mittige Risalit wurde aus dem Bestand bis in das Mansardgeschoss ergänzt und führt den Bau zurück zu einstiger Repräsentanz.
Auch das bis über die Mansarde geführte Treppenhaus knüpft an einstige Stilistik an und schafft einen harmonisch, gegliederten Baukörper, nebst dem Kulturdenkmal gleich links daneben.
Insgesamt konnten in der Mitte Hanaus mit diesem Projekt acht neue Wohneinheiten geschaffen werden; vier großzügige Wohn-Lofts mit viel Licht und Fläche sowie 4 freundlich gestaltete Studiowohnungen, die allesamt mit einem rückseitigen Balkonregal auch in das Freie hinaus erweitert wurden.
Das Objekt unterliegt keinem Denkmalschutz und damit keinem konservatorischen Grundgedanken. Dennoch wurde die vorhandene Basis bei der Umsetzung des Vorhabens berücksichtigt und erhalten; gestalterisch gab diese die Entwicklung der Fassade vor. Die räumlichen Qualitäten der ersten beiden Geschosse wurden konserviert jedoch auch der Stil der Nachkriegsjahre erhalten, den nicht jeder Mögen muss, von innen jedoch in jedem Fall viel Licht generiert. Dennoch lässt sich die bewegte Geschichte am Objekt erzählen, die nun von dem neuen Eigentümer mit Bewusstsein für gewisse Rendite weiterentwickelt werden konnte: Denkmalpflege 2.0 mit modernem Wohnanspruch für eine städtisches Leben; wenn ich eine freie Interpretation des Projektes einmal wagen darf.