Das als Kulturdenkmal geschützte Fachwerkhaus aus 1755 gehört zu den ursprünglichsten seiner Art in Hanaus Stadtteil Klein-Auheim. Das zweigeschossige Fachwerkwohnhaus zeigt regionaltypische Abzimmerungen; den einfachen Querriegel; die geschosshohen Schrägstreben und wirkt auffallend altertümlich. Das angebliche Gesindehaus soll nach Erzählungen eigentlich Bestandteil der nördlich gelegenen Hofanlage gewesen sein…. Zusammen haben Sie den Brand 1887 überlebt und sind die einzig überlieferten Zeugnisse aus der Zeit vor der in Industriellen Revolution, die in Klein-Auheim, welches zu dieser Zeit eine durchaus sehr belebte und vor allem Stadtgrundriss umgestaltende Geschichte genießt.
Das barocke Fachwerkwohnhaus galt zum Zeitpunkt des Kaufs 2014 als gut in Schuss. Die Konstruktion schien Dicht, der Dachstuhl zeugte von engen Verbindungen, kaum Setzungen… und doch hatte die Sanierung der vergangenen 30 Jahre dem Bau stark zugesetzt. Fast alle Verbindungen waren künstlerisch zugespachtelt, so dass der Schaden, den das Fachwerk erlitten hatte, erst nach dem Abbürsten der Farbe zeigen konnte…. Die Fachwerkfassaden zu Strasse und Hof waren massiv von Feuchtigkeit zerfressen und mussten vor allem zum Hof hin fast vollständig getaucht werden. Dabei wurde die alte Fassade mit den kleinen Fenstern wieder hergestellt und auch die im Erdgeschoss noch erhaltene Struktur der Stalltür wieder aufgenommen um für mehr Licht im Grundriss zu sorgen.
Das Dach wurde mit historischen Handstrich-Bibern, schwarz engobiert und vor rund 120 Jahren gebrannt neu eingedeckt. Uns freut dabei vor allem der Kontrast der Dachfläche zum bauzeitlich oxidroten Fachwerk und den historisch nachempfundenen Fenstern in blassem Grün.
Das Fachwerkhaus mit teilweise massivem Sockel, wurde von Erdgeschoss bis Dachgeschoss vollständig ausgebaut. Konzeptionell war es uns wichtig die Mittelzonen mit den einläufigen Treppen zu öffnen. Und möglichst viele Türen in die Grundrisse zu integrieren, damit das Haus mehr Weitläufigkeit bekommt. Das Dachgeschoss beheimatet die Schlafzimmer samt eingepasster Ankleide und das Badezimmer der Eltern. Auf den Aufbau von Gauben konnte dank mehrerer kleiner Dachflächenfenster verzichtet werden. Das flache Obergeschoss ist für die beiden Kinder reserviert worden. Ein sauberes Duschbad klemmt sich noch in die nördliche Gebäudeecke und das offene Arbeitszimmer des Elternehepaares wird irgendwann einem Spielzimmer der Kinder weichen.
Das Erdgeschoss verteilt den Besucher aus der Mitte heraus in alle Richtungen…. Man gelangt östlich in den klassischen Wohnbereich samt Leseecke, unter dem Bad des Obergeschosses findet sich der Hauswirtschaftsraum samt Gäste-WC. Links wird die modern eingerichtete Küche erschlossen, die wiederum weiter in den Erweiterungsneubau zum Essen und Sonnetanken lädt. Darüber hinaus überrascht der eingeklemmte Neubau mit einer wirklich großzügigen Höhe, welche die flachte Gliederung des Kulturdenkmals etwas zu kompensieren weiß. Nach HBO ist nur der Anbau ein Vollgeschoss….
Der Anbau kontrastiert nicht nur in Sachen Höhe, sondern auch in Materialität und Belichtung, fügt sich jedoch sehr sauber in die gegebenen Proportionen. Ermöglicht wurde die Erweiterung übrigens durch den katastrophalen Zustands des rückseitigen Fachwerkgiebels. Durch den Anbau wurde der Bau an dieser Stelle neu unterfangen. Der kaputte Giebel gab uns dann auch die Chance von großen Fensterscheiben in der Dusche und dem Dachgeschoss, die schließlich hinter einer klassischen Boden-Deckel-Schalung versteckt wurden… So mancher Schaden kann also auch ein Segen für die Gestaltung sein… zumindest im Bereich Denkmalschutz!