Die amerikanischen Bombardements haben zahlreiche Bauten des Historismus in Hanau dem Erdboden gleich gemacht. Das Haus Friedrichstraße 23 mit seiner aufwendig durchgestalteten Sandsteinfassade aus Quadermauerwerk und prächtigem Zierwerk sowie komplexer Gestalt und Hierarchie durch Risalit, Dreiecksgiebel und Erker mit Balkon ist ein fragmentarisches Beispiel für den gehobenen Wohnungsbau rund um die Kunstakademie. Das Wohn- und Geschäftshaus im Stil der Neorenaissance gehalten beherbergte zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Familie samt Bedienstete. Die ursprüngliche Vermutung hier einen klassischen Mietwohnungsbau vorliegen zu haben kann nur entschieden widersprochen werden. Zu prächtig sind die Räume im Erdgeschoss, der ehemaligen Geschäftsebene, gestaltet. Zu außergewöhnlich ist das integrierte Badezimmer mit Oberlicht im Obergeschoss. Im Dach wäre neben Bediensteten auch noch die Wohnung eines Elternteils in Pflege zu vermuten; ein Altenteil. Von dem Erhalt der historischen Nutzung konnte der Eigentümer natürlich nicht überzeugt werden, somit blieben die drei Mieteinheiten im Bestand und wurden auf den neusten Stand gebracht. Die ehemaligen Küchen mussten den Badeinbauten weichen, die Küchen wurden entsprechend der Grundrisse in die größten Räume eingebracht. Und das Dachgeschoss komplett neu gegliedert um einer modernen Wohnung Platz zu geben. Insgesamt wurde das Gebäude noch rückseitig mit einer komfortablen Balkonanlage bis ins Dachgeschoss aufgewertet. Mit stolzem Mietpreis von über 10 Euro netto konnten die Wohneinheiten rasch auf dem Markt platziert werden. Nicht die Neuerungen sind an solchen Preisen schuld. Es sind die erhaltenen Details im Bestand und die zeitlos schöne Architektur aus den Gründerjahren, die dieses Gebäude so gut vermarktbar werden lässt. Nicht nur für Hanau ein seltener Juwel.