Liederbach ist ein in seinen historischen Wurzeln gut erhaltener Ort. Deutlich kann man die Altsiedlung Niederhofheim mit seinen klassischen Hakenhofreiten im Stadtgrundriss erkennen. Der städtebauliche Bestand galt als Grundlage für die Neukonzeption des Wohnhauses. Der 3-zonige Fachwerkbau aus 1769 wurde umfassend entkernt und fachgerecht mit Lehm, Kalk und Holz wiederaugebaut. Geachtet haben wir darauf, dass das historische Bild wieder herausgearbeitet wurde... die Baustelle wurde von Phase zu Phase optisch älter. Die Fassade wurde in Ihre Bauabschnitte unterteilt, das Obergeschoss steht noch mit seiner barocken Ordnung und dazugehörigen Fenstern für den Ursprung des Hauses. Das Erdgeschoss für die wohl erste große Sanierungsphase, bei dem Fachwerk aus- und Mauerwerk eingebaut wurde. Dabei ging man auch bei den Fenstern mit der Zeit. Ganz neu, jedoch in seiner Erscheinung gar nicht prätentiös, wurde der Wohnbau um ein fehlendes Nebengebäude für Abortanlagen, Waschplatz und Waschküche erweitert. Somit ist die historische Struktur vom schädlichen Wasser befreit und ein moderner und fachgerechter Aufbau der Nassbereiche möglich geworden.
Die Konzeption der Grundrisse im Altbestand haben wir ganz im Gegensatz zur Fassade einen modernen Charakter verpasst, ohne das die historische Substand wirklich darunter gelitten hat. Wunsch der Bauherrschaft war viel Licht und Raum, offen gestaltet... wo sind die Wände die wir herausreißen können. Ganz im Gegenteil haben wir lediglich 2 Türen neu einbauen lassen und die Mittelzone von der teilenden Flurwand befreit. Dabei entstanden zahlreiche Wegebeziehungen für den Nutzer und die Sackgassen wurden aufgehoben. Förderlich für den Wandel von geschlossen und dunkel zu offen und licht war die Neukonzeption der Treppen. Das Treppenloch in der Decke über dem Erdgeschoss wurde aufs doppelte Maß in der Breite gebracht und eine extrem kleine, dennoch gut begehbare, offene Spindeltreppe aus Holz eingebaut. Darüber, im Obergeschoss, wurde ebenfalls eine neue, offene Treppe eingebracht. Seit dem Einbau des Dachfensters für den Schornsteinfeger fällt nun also Licht vom Dachgeschoss ins Obergeschoss, freundet sich schließlich mit dem Fenster im Obergeschoss an und lässt noch mehr Licht bis in die ehemals dunkle Mittelzone des Erdgeschosses fallen. Vom Ergebnis überzeugen Sie sich bitte selbst.