Im Jahr 2016 wurden wir zu der letzten tatsächlich historische Hofreite in der Gesamtanlage Hornau gerufen um diese zu sanieren und zu rund 600qm Wohnraum aufgeteilt auf vier Einheiten umzunutzen. Der klassische Dreiseithof stand schon einige Zeit leer, Teile der Anlage zeigten deutlich bauliche Mängel und allen Dächern fehlte es an Instandhaltung. Insgesamt machte die historisch und städtebaulich bedeutenden Anlage einen klar vernachlässigten Eindruck und konnte sich glücklich schätzen einem Investor in die Arme zu fallen, der die Besonderheit der Anlage erkannte und ein Auge für das Ursprünglich hatte ohne dabei den Mut missen zu lassen, die durchaus anspruchsvolle Aufgabe anzugehen. Einstieg in die bis dato größte Sanierungsvorhaben für unser Büro fanden wir über eine Entwurfsphase, die einfach mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden konnte und schließlich zu einer Baugenehmigung führte. Nach erfolglosen Vermarktungsversuchen der optischen eher verfallen wirkenden Anlage übernahm der Bauherr die Aufgabe selbst und sanierte das Ensemble für seinen Immobilienbestand.
Begonnen hat die Maßnahme mit dem Neubau des sogenannten Backhauses, was es sicher niemals war und nun auch nicht mehr sein wird. Es ist das kleine schmale Häuslein auf der optisch rechten Seite und schafft heute zusammen mit dem Anbau Platz für ein Päärchen mit maximal einem Kind. Es gibt einen Rückzugsbereich im klassichen Häuslein gepaart mit einem offenen Wohn- und Esszimmer im Anbau sowie einen offenen Schlafraum im Dachgeschoss von dem aus es auf die Dachterrasse gehen kann. Angeschlossen an jene Einheit wurde auch der Gewölbekeller der Scheune, die der Wohneinheit die Küche spendiert.
Als zweiter Bauabschnitt wurde das ehemalige Wohnhaus gewählt, welches in der Historie immer weiter angebaut wurde und schließlich direkt an den Scheunenbau angeschlossen hatte. Diese zahlreichen Anbauphasen haben wir demontiert und zurückgebaut, das Wohnhaus wieder in seinen klassischen Proportionen unter Verwendung eines neuen Dachstuhles wieder hergestellt und wie schon gegenüber einen verbindenden flachen Anbau mit Dachterrase für Küche, Wohn- und Esszimmer genutzt um Distanz und damit Privatsphäre zu schaffen. Im hisotrischen Wohnhaus findet ohne Problem eine fünfköpfige Familie Platz.
Ähnliche familiär hätte es auch in der Scheune weitergehen können, doch diese hat sich der Bauherr selbst ausgebaut und so komfortabel Platz geschaffen um Arbeiten und Wohnen zu kombinieren. Während sich im tiefergelegten Erdgeschoss der Scheune die großzügege Wohnküche befindet so zeigt sich im Obergeschoss ein noch viel großzügigeres Arbeits- und Wohnzimmer hinter der offen gestalteten Fachwerkfassade. Jede Ebene bis unter das Dach verfügt über ein Schlafzimmer mit Ensuite-Bad, so dass Freunde und Familie jederzeit vorbeischauen kann und auch über Nacht und Nächte zu Besuch bleiben kann.
Die vierte Einheit findet sich als kleinste für Singles und junge Päärchen im Eck der Scheune, quasie neben und über dem Scheunentor. Das schnuckelige Studio hat einen ganz privaten Eingang von hinten her und ergänzt so das Ensemble um weitere Wohnfläche. Sie wurde 2021 als letzte Einheit zusammen mit dem Hof fertig und konnte die Baustelle nach vier spannenden Jahren schließlich abschließen. Heute und schon während der Bauzeit blieben Menschen immer wieder stehen und dei anfangs so eifrig gesuchten Kaufinteressierten haben sich nun auch immer wieder gemeldet um doch eine der Immobilien zu erstehen. Es war ganz sicher die Skepsis die dieses Projekt hat so schwer werden lassen. Dafür ist aber wahrhaftig aus einem hässlichen Entlein ein Schwan geworden, der sich wie ganz selbstverständlich und auch tatsächlich immer dagewesen im Strassenzug präsentiert. Mit seiner klassichen Gestaltung, den ruhigen Dachflächen vermittelt die Anlage Kraft, Ruhe und Geborgenheit und lässt zudem keine Wünsche an modernen Wohnraum offen. Ganz im Gegenteil zu so viel anderen Projektentwicklungen, wo durchaus viel Bausubstanz verschwindet wird an dieser Stelle Geschichte weitergeschrieben, sie aufgeladen und mit einer aus der Vergangenheit geborgenen Identität und Tradition fest in die Zukunft verankert. So konnten wir ein positives Beispiel für den Denkmalschutz schaffen, was so selbstverständlich scheint und dennoch gar nicht ist. Wir danken dem Bauherrn für das große Vertrauen und gratulieren zugleich zu dem Mut und der damit verbundenen Motivation ein solches Projekt tatsächlich in die Tat umzusetzen. Alleine dafür gebührt ihm Dank und Anerkennung.