Das symmetrisch aufgebaute Doppelhaus wurde von Johann Heinrich Hack als Architekt und vermutlich erster Eigentümer um 1904 am nördlichen Stadtrand von Hanau in der Gestaltung des Heimatstils errichtet. Als Kulturdenkmal, aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen eingetragen, präsentiert sich die sogenannte Halbvilla zweigeschossig mit einem Seitenrisalit der Strasse gegenüber. Die historistische Gestaltung mit sandsteinernen, reich profilierten Fenstergewänden, polygonal vorspringenden Erker, Krüppelwalm und Zierfachwerk im Giebeldreieck, repräsentieren das erstarkte Bürgertum der vorangegangenen Gründerzeit. Nach dem Wechsel der Eigentümerschaft vor wenigen Jahren sollte das Objekt in erster Linie mit einem neuen Dach versehen werden; eine energetische Sanierung nach den Regeln des Denkmalschutzes war davon nicht ausgeschlossen. Weiter war geplant das Haus farblich neu anzulegen und Fachwerk wie auch den Sockel zu überarbeiten.
Neben der gesamten denkmalpflegerischen Betreuung des Objektes, dürfen wir für die gefundenen Dachranddetails sowie die farbliche Um- und Ausgestaltung verantwortlich zeichnen. Mit einer Traditiondachdeckerei aus Nidda konnten Detaillösungen für alle Dachränder gefunden werden, die dem historischen Bau wie auch den energetischen Bedürfnissen gerecht werden konnten. Hier war Sachverstand und Liebe, zwei Stunden ruhiger Kommunikation und einige Leitdetails notwendig.
Ergänzend zur Dachsanierung durften wir im Anschluss das Gebäude farblich in seine ungewohnt polychrome Zeit zurückführen. Der Historismus war gegen die landläufige Meinung oft beherrscht von zahlreich farblichen Akzenten im Vergleich zum angeblich eleganten Grau-Weiß-Schwarz dieser Tage. Mit tatsächlich viel Mühe, zahlreich Recherche und Kontrolle, einigen Farbmustern und Farbabgleichen können wir heute auf ein komplett umgestaltete Heimatstilfassade blicken. Den Anfang hat das tatsächliche elegante, altgraue Krüppelwalmdach gemacht, was sich heute auf die kontrastierenden, ockerfarbenen Dachränder legt. Ebenfalls in Ockerfarbe: der Zierfachwerkgiebel, der vom tristen Dunkelbraun befreit zahlreiche Gestaltungsdetails wieder offen und leicht präsentiert; wie man zum Beispiel am Muscheldetail oberhalb der beiden Fenster sehen kann. Mit dem tiefrot überstrichenen Sandsteinsockel, unter der ins umbra geführten, hellen Hauptfassade mit dem aus ihr vortretenen Sandsteinerker und der übrigen Gewändegestaltung aus Sandstein erfährt der Bau eine neue Tiefenwirkung. Die Gewichtung der Farben mit dem grauen Dach als oberen Abschluss schafft eine erdende, dennoch frohe Leichtigkeit, die dem Kulturdenkmal heute ganz neu wieder gerecht wird.
Wir bedanken uns bei bei allen an dem Projekt Beteiligten für die Unterstützung in allen, teilweise kleinen und unbedeutend wirkenden Details, die Konstanz der handwerklichen Qualität sowie die Begleitung auf dem Weg zu dem heute unseres Erachtens wirklich tollen Ergebnis. Wir bedanken uns bei der Denkmalbehörde für den fachliche Austausch und das schlussendliche Vertrauen, denn nicht Befunde haben dieses Ergebnis gezaubert. Und schlussendlich dürfen wir der Bauherrschaft in jeder Hinsicht unseren Dank aussprechen, für den Kontakt, die freundliche und unkomplizierte Zusammenarbeit und das große, nicht selbstverständliche Vertrauen bei dieser Umgestaltung, die noch heute und jeden weiteren Tag gefühlt fortwirken tut und dennoch noch nicht bereut wurde. Sehgewohnheiten sind nicht einfach umzustellen; die Motivation dazu jedoch lohnt!