Projektseite Marktplatz

MARKTPLATZ, USINGEN
Private Unternehmerin

Der um 1700  errichtete Bau entstand etwa zeitgleich mit der gegenüber liegenden Hugenottenkirche und bildete den Auftakt der baulichen Tätigkeit am Marktplatz, dessen planmäßige Errichtung ab 1700 auf Grundlage der Stadtplanung für die Neustadt von Johann Emmerich Küntzel eingeleitet wurde. Dabei überrascht sein frühes Erbauungsdatum, welches nicht so recht in Einklang mit der „fortschrittlichen“ Massivbauweise steht. Der streng axial auf die Mittelachse des Marktplatzes bezogene Baukörper bildet einen wirkungsvollen Kontrapunkt zur gegenüber liegenden Hugenottenkirche und hebt ihn schon allein aufgrund seiner Größe aus der Reihe der angrenzenden Bauten heraus. Seit 1869 war das Gebäude im Besitz des Arztes und Kreisphysikus Friedrich Rosenkranz. Bis auf kleinere kosmetische Änderungen blieb der Bau im 19. und frühen 20. Jhd. von größeren Umbauten verschont. Erst ab den 1970-er Jahren erfolgten in Verbindung mit der Einrichtung eines gastronomischen Betriebes größere Umbauten und mehrfache Erweiterungen an der Rückseite des Gebäudes. Neben der Verlegung des Treppenhauses wurden auch die „problematischen“ Nutzungen wie Küche und Toilettenanlage im Anbau untergebracht, sodass hierdurch keine weiteren Substanzverluste erfolgten. Danach wurde das Gebäude leider durch zahlreiche Hände gegeben was zu schmerzhaftesten Substanzverlusten, denen fast die gesamt Ausstattung, darunter alle Stuckdecken, alle Türblätter, die meisten Dielenböden und nahezu alle Putzoberflächen und Wandausfachungen zum Opfer fielen. Hinzu wurde sich vermutlich darum bemüht dem Haus einen intensiven Schaden durch Wasser zuzuführen um es schließlich zum Abbruch freizubekommen. Die Stadt Usingen kaufte das Haus zurück und übergab es schließlich unseren Bauherren, die sicher mit zu viel Wagemut und zu wenig Vorbereitung und Geld in diese Bauaufgabe geschlittert sind. Dennoch haben sie sich tatsächlich von all den Hindernissen nie unterkriegen lassen und selbst als die finanzielle Situation dazu zwang den Innenausbau schließlich in Eigenleistung abzuschließen war nie an Aufgabe zu denken.
Die Generalsanierung wurde von uns 2016 übernommen und beanspruchte rund 5 Jahre bis zum Abschluss der Maßnahme. Begonnen wurde mit dem Rückbau des unsäglichen Anbaus auf der Rückseite des Gebäudes. Danach folgte die statische Grundsicherung des Bestandes. Dabei waren weniger die massiven Aussenmauern das Problem als die wirklich schwachbrüstigen Balkendecke ist durch den Einbau dreier querverlaufender Stahl-Unterzüge den heutigen Anforderungen gewachsen sind. Danach machten wir uns an die Sanierung des Dachstuhls und im Anschluss an das Dach selbst; fügten neue Gauben in den Bestand und deckten einen Sommer lang Schiefer in Altdeutscher Deckart um den Bestand inmitten der Usinger Innenstadt für die Nachwelt zu sichern. 
Das Haus wurde von der Bauherrschaft im Erdgeschoss als Gastronomie genehmigt mit der Chance im ehemaligen Kellergewälbe einen Jazzkeller zu aktivieren. Das 1. Obergschoss sollte für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden. Im Dachgeschoss finden sich die Privaträume der Betreiber. Auch wenn unsere Planung uns darum bemühte auf einen Anbau verzichten zu können bestand der Bedarf für mehr Fläche und machte daher den Neubau eines rückseitigen Anbaus wieder von Nöten. Der Bau fasste im vom Hinterhof eben betretbaren Kellergeschoss Lagerflächen für Küche und Gastronomie, sowie die Sozialräume, Umkleiden sowie die Toiletten.
Im Erdgeschoss selbst wurde vor allem die Küche installiert, die mittels Aufzug die Gastronomie sowie die Veranstaltungsräume im Obergeschoss versorgen kann. Hinzu erweitert ein grßzügig geöffneter Wintergarten den Gastraum zum Hof hin und belohnt mit einem weiten Blick.. Im Obergeschoss schließt der Neubau mit einer Dachterrasse ab und ermöglicht den Tritt ins Freie und den noch einmal grandioseren Blick über den Taunus. 
Die Maßnahme war tatsächlich durch zahlreiche Hindernisse und Hürden stets auf Messers Schneide und lief stets Gefahr eine Vollkatastrophe zu werden. Doch schlussendlich machte sich vor allem das Durchhaltevermögen der Bauherrschaft bezahlt, die heute sehr erfolgreich und zufrieden auf Ihre grossartige Motivation zurückschauen dürfen. Sie haben wahrhaft mit viel Optimismus und Mut diese eigentlich unmöglich zu realisierende Projekt in die Tat um gesetzt. Die beiden tapferen Gastronomen mit ihren drei Kindern werden Ihnen sicher gerne von dieser turbulenten Zeit erzählen. Also ab ins Bembel und Gretel nach Usingen. Es ist vor allem ihr Werk, weniger unseres. Wir haben nur geholfen und das wird sich manchmal nicht einmal so angefühlt haben. Doch schlussendlich ist alles doch noch gut geworden...
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